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Grundwasserversalzung - Pressebericht



Die Wissenschaftler des Geologischen Landesamtes Baden-Württemberg trauten ihren Augen nicht: 50 Gramm Salz pro Liter sollten nach ihren Analysen im Grundwasser der Stadt Breisach enthalten sein. Der Salzgehalt in den Ozeanen beträgt pro Liter nur durchschnittlich 35 Gramm. Dennoch stimmten die Werte. Auch in anderen Grundwasserproben wurden ähnliche Konzentrationen gefunden. Eine Nutzung als Trink- oder Brauchwasser, so das Fazit der Experten, ist auf absehbare Zeit nicht möglich.

Salziges Erbe
Nach den Verursachern brauchten sie nicht lange zu suchen: Deutsche und vor allem französische Kalibergwerke haben den Breisachern wortwörtlich die Suppe versalzen. Die französische Firma MDPA (Mines de Potasse d'Alsace) fördert schon seit 1910 das Kalisalz Sylvin aus dem Wittelsheimer Becken nördlich der elsässischen Stadt Mülhausen. Das deutsche Unternehmen Kali und Salz hat seit 1927 bei Buggingen und seit 1964 bei Heitersheim Kalisalze abgebaut. Doch während in Deutschland der Kalibergbau seit 1973 aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt wurde, fördern die Franzosen noch munter weiter. Die Rückstände aus dem Kaliabbau lagern auf riesigen Halden. Durch Regen gelangt das darin befindliche Salz in den Boden. Darüber hinaus leitete Frankreich über Jahre Salzlauge in vier große Absatzbecken auf der Fessenheimer Rheininsel. Noch 1991 gelangten so pro Sekunde 115 Kilogramm Salz ins Grundwasser. Die Hoffnung, der lehmige Untergrund der Becken würde als Abdichtung ausreichen, hat sich nicht erfüllt. Mit teuren Bohrungen (50.000 bis 60.000 Mark pro Stück) versucht das Regierungspräsidium Freiburg die Fließrichtung des unterirdischen Salzstroms festzustellen. Die Verursacher der Versalzung wurden bisher jedoch nicht zur Rechenschaft gezogen, obwohl es bereits vor zwei Jahren Anzeichen für eine extreme Gewässerverschmutzung gab. Damals hat die Stadt Breisach bei Erschließungsarbeiten für einen neuen Brunnen stark erhöhte Salzkonzentrationen im Grundwasser entdeckt.

Zusammenarbeit mit "Alsace Nature"
"Jeder, der ein paar Gramm Streusalz zuviel auf die Straße schüttet, drohen bis zu tausend Mark Geldbuße, und hier geschieht nichts", ärgert sich Axel Mayer, Geschäftsführer des BUND-Regionalverbandes Südlicher Oberrhein. Zusammen mit der französischen Umweltorganisation "Alsace Nature" will er gegen die Kalifirmen vorgehen. "Es ist eine Schande, daß erst wir als Umweltverband auf die Idee gekommen sind, die Verursacher haftbar zu machen." Ende des vergangenen Jahres hat der BUND-Regionalverband die französische Firma MDPA sowohl bei der deutschen, als auch bei der französischen Staatsanwaltschaft wegen Gewässerverschmutzung angezeigt. Die Deutschen reagierten prompt und verpaßten dem Vorgang ein Aktenzeichen. Die französischen Behörden bezweifeln, nach Mayers Ansicht zu unrecht, daß ein deutscher Verband zur Anzeige berechtigt ist, fragten aber, ob der BUND als Nebenkläger auftreten möchte.






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Dieser Artikel wurde 5896 mal gelesen und am 12.1.2022 zuletzt geändert.